1562: Brief der Bauerschaft Ostermoor an den dänischen König

Im Jah­re 1562, also unmit­tel­bar nach der „letz­ten Feh­de“ (1559), schrieb die Bau­er­schaft Oster­moor einen Brief an den däni­schen König Fried­rich II:

Durch­leuch­tigs­ter Groth­mech­ti­ger Kho­ning, Durch­leuch­ti­ge Hoch­ge­bo­re­ne Fürs­ten vnnd Her­ren. I. Kön. Matt. vnnd F.G. syn­dt vnse­re schul­digs­te gehor­sambs­te schul­di­ge und gehor­sa­me diens­te jeder­tytt thou­or­an bereit. Gene­digs­ter Kho­ning und gene­di­ge Fürs­ten vnd Herrnn. I. Kön. Matt. vnnd F.G. khon­nen wy arme lui­de vth hocht­rin­gen­der unvor­by­genck­li­cker not­turft vnder­the­nigst vnnd vnder­the­ni­gen nicht ver­hol­den, welcker gestalt wy I. Kön. Matt. vnnd  F.G. arme vnder­da­ne ihm Kar­spell Brunß­but­tell ihm deme Bur­schup, Oster­mohr gen­ant, won­haft, den schwa­ren vnnd lan­gen dyck dar­su­luest gegen vnser gemelt Bur­schup hol­den mothen. Nhu iß idt an deme dat vnse­re velt­m­arcke­de vnnd Acker stück  vast kleen vnd kort syn, noch dach­licks mehr afbre­ecken, vnnd gar wenig mor­gen gegen den lan­gen schwa­ren dyck tho­sa­men­de bren­gen khon­nen. Also dat vs ener jeden mor­gen gemel­ter vnser Feldt­m­arcke thom deel twe, vnnd thom deel drei Rho­den dyckeß lig­gen. Dhar dath sons­ten ande­re der Kar­spell Brunß­but­tel Edel­lack vnnd Mar­ne inwha­ne­re vp ehre mor­gen eens­deelß ghar khe­nen; vnd thom deel nicht mehr vp den mor­gen lan­deß alse 6, 7 oder 8 voe­the dyckeß heb­ben, wel­cheß doch in J. Kön. Matt. vnnd F.G. ande­re Marschlen­de­re anderst geord­net, vnnd de dycke so in ener Sehe­banck gele­gen syn­dt (wie bil­lich) nha mor­gen­tal, mor­gen mor­genß gely­ck, vnnd nha acker gele­gen­heit gehol­den wer­den (alß dhan vor­ger­ur­te Kar­spel Brunß­but­tel Edel­lack vnnd Mar­ne vnder ener Sehe­banck gele­gen syn), So dren­get vnß de hoge not­turft vnnd gro­te beschwe­rung, I. Kön. Matt. vnnd F.G., unse­re gene­digs­te vnnd gne­di­ge Lan­des­furs­ten vnnd Hern, vnder­the­nigst vnnd vnder­the­ni­gen anthor­open vnnd demo­di­gen tho bidden, desu­lu­igen wol­len vnse­re ermel­te beschwe­rung mit gne­digs­ten vnnd gne­di­gen Ogen anse­hen, vnnd de ver­se­hung dhon lathen, dat wy arme lui­de nicht mehr vnnd hoher beschwe­ret alse vnse­re nach­baurn, vnnd de dycke, so ihn ener Sehe­banck lig­gen, mor­gen mor­genß gely­ck, nha acker gele­gen­heit vnnd alß Marsch­lan­de Recht iß, gehol­den wer­den müch­ten. I. Kön. Matt. vnnd F.G. wer­den vest, ihre arme under­da­ne, by Recht, gely­ck vnnd bil­lich­keit ahne twy­fel gene­digst vnnd gene­di­gen schutten vnnd handt­hau­en. Sol­cheß jegen I. Kön. Matt. vnnd F.G. vnsern gene­digs­ten vnnd gene­di­gen Lan­des­furs­ten vnnd Hern ihn aller gehor­sam vnnd under­the­nigt­heit mit lyss, guth vnnd bluth vun­der­the­nigst vnnd under­the­ni­gen thou­er­die­nen, Erk­hen­nen wy vnnß schul­digst mehr dan schul­dig, syn idt ock thodon­de wil­ligst vnnd wil­lig. I. Kön. Matt. vnnd F.G. gne­digs­te und gne­di­ge hulp vnnd bystan­de in sol­cken vnser vnnd bystan­de in sol­cken vnser oblig­gen­den schwa­ren last der dycke auer­malß vnder­the­nigst vnnd vnder­the­ni­gen anro­pendt vnnd demo­di­gen biddende.

Datum den Sten dach Mar­ty, Anno 62

I. Kön. Matt. vnnd F.G.

Vnder­the­nigs­te vnnd under­the­ni­ge, gehor­sambs­te und gehor­sa­me vnder­da­ne Ihn­wha­ne­re deß Bur­schups Oster­mohr ihm Kar­spel Brunßbuttel.

Wahr­schein­lich wur­de der Text nicht ganz feh­ler­frei von der Urkun­de über­tra­gen oder gesetzt. Zum Bei­spiel heißt es „mit lyss, guth vnnd bluth“, jedoch ist wohl „lyff, guth vnnd bluth“ (Leib, Gut und Blut) gemeint. Fer­ner fehlt das Datum, nur noch das „Sten“ ist erhal­ten, also wur­de die Urkun­de zwi­schen dem 20. und 31. März aufgesetzt.

Mit „I. Kön. Matt.“ ist sicher „Ihre König­li­che Majes­tät“ gemeint, „F.G.“ bedeu­tet wohl  „fürst­li­che Gnaden“.

Aus die­sem Doku­ment erfah­ren wir den Umfang der Deich­las­ten: „Also dat vs ener jeden mor­gen gemel­ter vnser Feldt­m­arcke thom deel twe, vnnd thom deel drei Rho­den dyckeß lig­gen.“, d.h. pro Mor­gen sind zum Teil zwei und zum Teil drei Ruthen Dei­ches zu unter­hal­ten, wobei 1 Süd­er­dith­marscher Mor­gen 1.3475 ha und 1 Süd­er­dith­marscher (klei­ner) Ruthen 4.7390 m  entsprechen.

Dem Land­re­gis­ter von 1561 ist zu ent­neh­men, dass die größ­ten Höfe in der Oster­moorer Feld­mark gut 10 Mor­gen, d.h. etwa 15 Hekt­ar, umfass­ten. Dem­nach waren die­se für unge­fähr 100 bis 150 m Deich­li­nie zuständig.


Quel­le

Urkun­den­buch zur Geschich­te des Lan­des Dith­mar­schen, Hrsg. A.L.J. Michel­sen, 1834, S. 267

Letz­te Ände­rung 14.3.2011