1829: Kaufvertrag

Hof­über­las­sung in der Lehe – ein Kauf­ver­trag zwi­schen Groß­va­ter und Enkel

Wil­ken Boie aus dem Bruns­büt­te­ler Neu­en Koog ver­kauf­te im Jah­re 1829 sei­nem min­der­jäh­ri­gen Enkel Peter Boie einen zir­ka 50 Mor­gen gro­ßen Hof in der Lehe (damals Kirch­spiel Eddel­ak/Dith­mar­schen, heu­te Orts­teil von Bruns­büt­tel). Der Notar ist der letz­te Kirch­spiel­vogt von Bruns­büt­tel Jacob Peter Hed­de. Beim Ver­trags­ab­schluss anwe­send ist auch der väter­li­che Vor­mund des Enkels („tutor patris“) Johann Boie.

Wil­ken, Johann und Peter Boie sind mei­ne direk­ten Vorfahren.

Obwohl erst 17 Jah­re alt, leb­te Peter Boie offen­bar schon auf dem Hof in der Lehe. Die erwähn­ten Bank­haf­ten und die bei­den Wäh­run­gen resul­tie­ren aus dem Bank­rott des Däni­schen Gesamt­staats von 1813. Der Fond der neu gegrün­de­ten Reichs­bank bestand aus 6 % des Grund­ei­gen­tums, des Zehn­ten und der Gebäu­de. Die­se Bank­haft muss­te von den Eigen­tü­mern ent­we­der sofort bar bezahlt oder mit 6½ % über reich­lich 30 Jah­ren ver­zinst werden.

Wie vie­le ande­re Bau­ern, hat­te der dama­li­ge Eigen­tü­mer 1813 die zwei­te Opti­on gewählt. Die Bank­haft stell­te für die Bau­ern eine schwe­re Belas­tung dar, die zu zahl­rei­chen Kon­kur­sen führ­te, auch weil die Korn­prei­se in den 1820er Jah­ren extrem nied­rig waren.
Quel­le: LA Schles­wig Abt 102.12, Nr. 24

An den lin­ken Rand des Ver­trags geschrieben:

No. 307, 18. Febr. 1830
Kauf­con­tract zwi­schen Wil­ken Boie, im Brunsbt. N. Koo­ge und
sei­nem Enkel Peter Boie, in Lehe, cum tut. pat­re, Johann Boie,
im Brb. Koo­ge, betr. Eines Hof­lan­des in Lehe

Der eigent­li­che Vertrag:

Kund zu wis­sen sey hier­mit. Es ver­kauft und über­läßt
der Ein­ge­ses­sene Wil­ken Boie im Bruns­bütt­ler Neu­en Koo­ge für
sich und sei­ne Erben, an sei­nes Soh­nes, der Ein­ges­se­sene Jo-
hann Boie all­da, Sohn, Peter Boie in Lehe cum tuto­re
pat­re and deßen Erben, sei­nen in Lehe, Kirch­spiels Edde-
lak, bele­ge­nen Hof­lan­des, näm­lich das Wohn­haus, die Scheu­ne,
den Stall und das Back­haus, wie die­se Gebäu­de sammt Schle­then
und Bret­tern auf Hil­den und Böden resp. niet und
nagel­fest, nebst der Hof­stätte und den Gar­ten­zaun befin-
diget und zur Stel­le vor­han­den sind, wor­an Eggert Schmie-
lau zu Nor­den und Johann Jacobs zu Süden benach­ba­ret
sind, fer­ner die zu die­sen Hof­lan­des gehö­ri­gen, sowol
in bei­der Kirch­spiele Edde­lack als auch im Edde­la­cker- und
Bruns­bütt­ler Koo­ge bele­ge­nen Län­de­reien, groß un-
gefähr 50 Mor­gen, wie sol­che in ihren Streck- und Wen­dun-
gen benach­ba­ret, begrüp­pet und begra­ben lie­gen, mit
der­auf der­sel­ben befind­li­chen vol­len Frucht; fer­ner
alle auf dem Hofe befind­li­chen Mobi­lien und Moven-
tien als: alles Haus‑, Küchen‑, Bau- und Acker­ge­räth,
alle Bet­ten, Tische, Stüh­le, Lacken, Kas­tens, Schrän­ke,
Sche­ren, Lei­nen­zeug und Flachs, alles gedro­schene und
unge­dro­schene Korn, Heu und Stroh, alles Speck und
Fleisch und die vor­han­dene But­ter, alle Pfer­de, Füllen,

Kühe, Qui­en, Och­sen, Rin­der, Käl­ber, Scha­fe, Schwei­ne
und Feder­vieh, es mag hier nun nament­lich auf­ge­füh­ret
ste­hen oder nicht, nichts aus­be­schie­den; fer­ner die zu obi­gen
Hof­lands gehö­ri­gen Manns- und Frau­en­sitze in der Edde-
laker Kir­che, nicht weni­ger auf die __________igen Begräb-
niss­plätze auf dem Eddla­cker Kirch­hofe, um und für
die Sum­me von 25000 Mk Cour oder 133331/3 rbt­ler
in Sil­ber, schrei­be fünf und zwan­zig Tau­send Mark
Cou­rant oder drey­zehn Tau­send drey hun­dert drei und
Drei­zig Ein Drit­tel Reichs­banktha­ler in Sil­ber bestimm-
ten und bedun­ge­nen Kauf­gel­des zum völ­li­gen Eigen­thum
und mit aller an- und bey­ge­hö­ri­gen Gerech­tig­keit und Frei-
heit, wie sol­ches jeder­zeit frei­est beses­sen und genut­zet
wer­den, unter fol­gen­den nähe­ren Bedingungen.

§1

Käu­fer cum tuto­re pat­re trit das hier­nach Erhan­del­te sofort
nach gesche­he­ner Unter­schrift die­ses Con­tracts mit Nut­zen
und Beschwer­den erb- und eigent­hüm­lich an, und wird
bemerkt, dass Ver­käu­fer für ein genau­es Maß der
Län­de­rei­en nicht ein­ste­hen kann.

§2

Die in den Län­de­rei­en redi­cir­te Bank­haft über­nimmt
Käu­fer cum tut pat­re als eigen Schuld, ohne des­halb Kür-
zun­gen in der Kauf­sum­me machen zu dür­fen, die Bank-
zin­sen aber vom 1sten Octo­ber 1829 an.

§3

Sämmt­li­che sons­ti­ge auf dem Erhan­del­ten Hof­lan­de La-
sten und Abga­ben muß Käu­fer cum tut. pat­re vom
11ten Janu­ar 1830 über sich nehmen.

§4

Käu­fer cum tuto­re pat­re ver­pflich­tet sich von der Kauf-
sum­me der 25000 Mk Cou­rant oder 133331/3 rbt­ler S.M.
all­jähr­lich auf Mar­ti­ni und zwar Mar­ti­ni 1830 zum
ers­ten Male 1000 Mk Cour oder 5331/3 rbt­ler in Sil­ber,
schrei­be Tau­send Mark Cou­rant oder fünf Hun­dert drey und drey-
zig Ein Drit­tel Reichs­bank­tha­ler in Sil­ber abzu­be­zah­len, und
damit so lan­ge fort­zu­fah­ren, bis die genann­te Kauf­sum­me
bis auf 12000 Mk Cou­rant oder 6400 rbt­ler in Sil­ber abbe-
zahlt seyn wird, bis wohin auf wenigs­tens von Sei­ten des
Ver­käu­fers kei­ne Los­kün­di­gung des Kauf­gelds zuläs­sig ist.
Die dann annoch rest?_______ 12000 Mk Cour. oder 6400 rbt­ler
in Sil­ber blei­ben auf halb­jäh­ri­gen bei­den Tei­len jeder­zeit
frey­ste­hen­de Los­kün­di­gung stehen.

§5

Käu­fer cum tuto­re pat­re ver­zin­set die Kauf­sum­me der
25000 Mk Cou­rant oder 133331/3 rbt­ler in Sil­ber all­jähr­lich mit
vier Pro­cent und zwar von Mar­ti­ni 1829 an.

§6

Bis zur völ­li­gen End­zah­lung bleibt das hier­nach Ver­kauf­te dem Ver-
käu­fer und deßen Erben unver?________ ver­pfän­det, und be-
wil­ligt Käu­fer cum tut pat­re, daß obi­ge Kauf­sum­me
auf dem Erhan­del­ten sowol in Edde­la­cke, als im
Bruns­bütt­ler Schuld- und Pfand­pro­to­coll als ers­tes Geld
pro­to­col­liert werde.

§7

Ver­käu­fer ver­pflich­tet sich, dem Käu­fer c.t.p. über vor-
ste­hen­den Kauf die land­üb­li­che Gewähr zu leis­ten.
Trau­lich, ohne List und Gefähr­de.
Urkund­lich der Con­tra­hen­ten resp. cum tuto­re pat­re nach
vor­gän­gi­ger Vor­le­sung und Geneh­mi­gung voll­zo­ge­ne ei-
gen­hän­di­ge Unter­schrift. So gesche­hen Bruns­bütt­ler
neue Koog, den 8ten Octobr. 1829.

 

In fidem sub­scrip­ti­o­num
P.J. Hed­de
 

Col­la­tio­nirt
Hedde

Wil­cken Boie
Peter Boje
Johann Boie
als väter­li­cher Vor­mundt
mei­nes Sohnes