Das Landregister von 1561

Nach der „Letz­ten Feh­de“ von 1559 wur­de Dith­mar­schen in drei Tei­le geteilt, wobei Her­zog Adolf I. von Schles­wig-Hol­stein-Got­torf das nörd­li­che, sein Bru­der Her­zog Johann von Schles­wig-Hol­stein-Haders­le­ben das mitt­le­re und König Fried­rich II. von Däne­mark das süd­li­che Drit­tel („Sui­derd­rud­den­de­el“) erhielten.

Bereits 1561 war ein Land­re­gis­ter (LA Schles­wig, 102 AR S.-Dithm. 1561) erstellt, das die Grund­la­ge für die Besteue­rung der Land­eigen­tü­mer und Kät­ner bil­de­te. Zuvor hat­te es in Dith­mar­schen kei­ne umfas­sen­den Steu­er­re­gis­ter gegeben.

Den die Bau­ern betref­fen­den Teil des Land­re­gis­ters fin­det man auch in dem Büch­lein von E. Frey­tag (1949) „Das Dith­marscher Land­re­gis­ter des Süd­er­drit­ten­teils vom Jah­re 1561. Hans Chris­ti­ans Dru­cke­rei und Ver­lag, Ham­burg 36“. In den Amts­re­gis­tern wur­den die Land­flä­chen damals in römi­schen Zif­fern ange­ge­ben, bei deren Inter­pre­ta­ti­on eini­ge Beson­der­hei­ten zu beach­ten sind. Die­se waren Frey­tag zwar im Prin­zip bekannt, aber den­noch unter­lie­fen ihm eini­ge, wenn auch weni­ge und unbe­deu­ten­de Fehler.

Im Amts­re­gis­ter von 1561 fin­det sich noch die­se Anmerkung:

By dus­sen Bur­schop tho mercken dat de juist vor­gan­ge­ne hohe flodt dem oster­mor upgedre­ven, vnd den acker beos­ten der thwoi­ten bele­gen vnß hal­ven manß hoch vnd thom dele hoger, mit Mor bewor­pen, datt de Jhe­ni­gen den sol­cken acker tho gehort, den­sul­ven weder thor sodt noch thor gres­ing gebru­cken konen, der­hal­ven se ock nicht dar­vor vpl­eg­gen konen, deß ackerß Iß 18½ mor­gen 6½ scheff vnd Iß enem Jde­ren soue­le he dar­su­luest gehadt ahn synen mor­gen tall afge­ta­gen vnd syn­dt die nha­men denen etwaß afge­ta­gen tho Rug­ge In dem Regis­ter vert­eck­net, ock wieu­vl Inen Jede­ren afgethagen.“

Ich lese den Text so: Die just über­stan­de­ne Sturm­flut hat Torf auf­ge­trie­ben und eine Acker­flä­che von ins­ge­samt 25.5 ha (18½ Mor­gen 6½ Schef­fel) öst­lich der „thwoi­ten“ halb­manns­hoch bzw. manns­hoch mit Torf bewor­fen, so dass die­se weder zur Saat noch zur Grä­sung gebraucht wer­den kann und die betrof­fe­nen Bau­ern des­halb dafür kei­ne Steu­ern zah­len kön­nen („der­hal­ven se ock nicht davor vpl­eg­gen konen“). Die betrof­fe­ne Mor­gen­zahl wur­de einem jedem („enem Jde­ren“) der Bau­ern abge­zo­gen („afge­ta­gen“). Deren Namen war auf der Rück­sei­te („tho Rug­ge“) des Regis­ters ver­zeich­net („vert­eck­net“), auch wie­viel Flä­che einem jeden der Bau­ern abge­zo­gen wurde.

Aller­dings habe ich die zitier­te Lis­te auf der Rück­sei­te nicht gefun­den – viel­leicht habe ich sie über­se­hen. Ersatz­wei­se prä­sen­tie­re ich die Lis­te aus dem Amts­re­gis­ter von 1563 (LA Schles­wig, 102 AR S.-Dithm. 1563).

Die erwähn­te Sturm­flut fand im Janu­ar 1561 statt, über die es in der von Jen­sen (1913) ver­fass­ten Chro­nik des Kirch­spiels St. Mar­ga­re­then auf S. 281 heißt: „Zer­stö­rung des Hoch­moors bei Oster­moor auf gro­ßer Stre­cke“ und „mit gro­ßer Mühe gelang es, eine ein­ge­ris­se­ne Moor­kuh­le zu über­dei­chen“. Die­se Moor­kuh­le ver­mu­te­te Lip­pert (1962, in Dith­mar­schen, Heft 2, 42 – 44) öst­lich der Ostertweute.

Nun ist die Fra­ge, wel­che der Tweu­ten im Amts­re­gis­ter gemeint gewe­sen sein könn­te. Ein Abgleich der Namen der Bau­ern, deren Land durch das Moor unbrauch­bar gemacht wor­den war, mit denen im Acker­schatz­re­gis­ter zeigt, dass ers­te­re sich am Ende des Acker­schatz­re­gis­ters kon­zen­trie­ren. Der ers­te Hof im Acker­schatz­re­gis­ter ist der von Hans Wilcken, der den Kern des 1637 von mei­nem Vor­fah­ren Boy­en Claus Boye gegrün­de­ten Hofs bil­de­te. Die­ser Hof lag ver­mut­lich im äußers­ten Osten der Bau­er­schaft, im Osten und Nor­den grenz­te er an das Wüs­te Moor.

Ich gehe also davon aus, dass man bei der Erstel­lung des Acker­schatz­re­gis­ters im Osten begann und dann sys­te­ma­tisch nach Wes­ten vor­an­schritt. Dann ergibt sich: Die geschä­dig­ten Flä­chen befan­den sich im äußers­ten Wes­ten der Bau­er­schaft an der dor­ti­gen Tweu­te, der Wurtleutetweute.

Zu den Flächenmaßen:

  • 600 Süd­er­dith­marscher Qua­drat­ru­ten = 15 Süd­er­dith­marscher Schef­fel = 1 Süd­er­dith­marscher Morgen
  • 1 Mor­gen = 1.3475 ha, 1 Schef­fel = 0.0898 ha, 1 Qua­drat­ru­te = 22.4581 Quadratmeter

Die Bau­er­schaft Oster­mohr umfass­te damals das Gebiet zwi­schen Elbe und Hoch­moor sowie zwi­schen Schen­keld­eich im Osten und Edde­la­ker Fleet im Wes­ten, wobei die Bau­er­schaft von Olde­bur­wur­den, gele­gen an der Elbe zwi­schen der Mün­dung des Edde­la­ker Fleets und der Wes­tert­weu­te, nicht dazu gehör­te. Die­se Bau­er­schaft war laut Frey­tag (1948) 100.5 M., 79.5 Sch. und 10 R. (= 142.5 ha) groß (ohne Kät­ner-Land). Dage­gen betrug die gesam­te Flä­che der Bau­er­schaft Oster­mohr nach mei­ner Rech­nung 705.8 ha  (Bau­ern-Land plus Kät­ner-Land), wobei der Anteil des Kät­ner-Lan­des nur 18.2 ha groß war.

 Wie das Land­re­gis­ter zeigt, besa­ßen selbst die größ­ten Bau­ern in der Oster­moorer Feld­mark nur von 10 bis knapp 20 M Land (13 – 25 ha).

Bei den Namen der Bau­ern fin­den sich nur Patro­ny­me, wäh­rend die Kät­ner inter­es­san­ter­wei­se bereits häu­fig moder­ne Namen, d.h. Fami­li­en­na­men, tru­gen. Ich ver­mu­te, dass die Bau­ern Alt­ein­ge­ses­se­ne waren, wäh­rend es sich bei den Kät­nern vor­wie­gend um Zuge­wan­der­te handelte.

Anmer­kung:  Eine Über­sicht über wei­te­re Regis­ter fin­den Sie →hier.