Bäuerliche Dichtkunst 1820: Wilken Boie

Catha­ri­na Peters (1781 – 1830) aus Ostermoor/Brunsbüttelkoog hei­ra­te­te im Jah­re 1797 mit nur 15 Jah­ren den damals im Bruns­büt­tel­koog wohn­haf­ten Peter Boie, Sohn des Hans Boie aus dem Geschlecht der Oster­moorer Boi­en. Die­se Ehe blieb kin­der­los und ende­te mit dem Tod des Ehe­manns (1812).

Die Wit­we ver­hei­ra­te­te sich mit dem Bru­der des ers­ten Ehe­manns Wil­ken Boie (1786 – 1833). Die­ser Ehe ent­spros­sen drei Kin­der. Um zir­ka 1820 über­mit­tel­te Wil­ken Boie sei­ner Gemah­lin sei­ne Neu­jahrs­wün­sche in Form eines Gedichts:

Gedicht von Wilken Boie um 1820

Ich wünsch‘ Dir, mei­ne lie­be Frau,
Ein neu­es Jahr. Gott auf Dich schau!
Er schen­ke Dir Gesund­heit dar
in die­ses angefang’ne Jahr.

Er seg­ne Dei­ne Arbeit hier,
Geb‘ fro­hen Mut Dir, für und für!
Mit sei­ner Gnad‘ steh‘ er Dir bei,
Daß alles nur recht wohl gedeih!

Er hat viel Gut’s an Dich gewandt
In Dei­nem zwei­ten Ehestand;
Gab Toch­ter und zwei Söhnelein,
Soll das nicht eine Freu­de sein?

Getra­gen hast Du alle drei
Unter Dei­nem Her­zen, Gott stand Dir bei.
So sau­er auch die Geburt Dir war,
War er mit sei­ner Hil­fe dar.

Du Mut­ter, und ich Vater wolle
Sie aufzieh’n und zur Freu­de solle
Sie wach­sen in Erkennt­nis hier.
Die Tugend ist die schöns­te Zier.

Ja Lena, Peter, Niklaus seid
Für uns zu beten stets bereit.
Wenn wir nun schwach und alt sind, flieht
Zu Gott dem Vater, der es sieht.

Wird mein Wunsch, den ich heut erfleht,
Von Gott erhört, daß es gescheh,
Dann bete ich zu Gott allein:
Laß unser fünf bei­sam­men sein.

Quel­le: Esch und Haack (zir­ka 1895): Eddel­ak in alter und neu­er Zeit. Ver­lag D. Hinz, Bruns­büt­tel­ha­fen, S. 28 – 29