In der Zeit um 1677 wurde der Flecken Brunsbüttel mitsamt der Kirche landeinwärts verlegt. Die neue Kirche wurde teilweise durch eine Umlage finanziert, welche die Einwohner des Kirchspiels entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit entrichteten. Diese Website enthält ein Transkript des Dokuments, in dem der Beschluss des Kirchspielkollegiums mitgeteilt wird, eine Umlage zu erheben sowie eine vollständige Liste der Ostermoorer Spender mit den ihnen eingeforderten Abgaben.
Die Geschichte der Brunsbütteler Kirche
Die Bauerschaft Ostermoor gehörte zum Kirchspiel Brunsbüttel, und die für sie zuständige Kirche (St. Jacobus) befand sich im Flecken Brunsbüttel. Das Kirchspiel Brunsbüttel wird in einer Urkunde vom 14. Juli 1286 erstmals erwähnt, fehlt hingegen in einer Liste von 13 Dithmarscher Kirchspielen vom 7. Mai 1281. Möglicherweise wurde die erste Brunsbütteler Kirche also zwischen 1281 und 1286 begründet.
Der Sage nach soll es in dieser Zeit allerdings im Queet, also in der Bauerschaft Ostermoor nahe der späteren Quitslippe, einen Sakralbau gegeben haben. In einer Urkunde von zirka 1140 wird neben einer Reihe bekannter Dithmarscher Kirchspiele ein Ort namens Uthaven erwähnt, der sich möglicherweise südlich von Brunsbüttel befand und im 12. oder 13. Jahrhundert aufgrund von Sturmfluten aufgegeben werden musste. Jedoch gibt es keinerlei Beweise für diese Spekulationen.
Im 17. Jahrhundert wurde das Kirchspiel Brunsbüttel von schweren Sturmfluten heimgesucht, unter denen auch die Bauerschaft Ostermoor zu leiden hatte. 1656 verlor der Kirchort bei einem Deichbruch 14 Häuser, 1674 wurde der ganze Ort mitsamt der Kirche und den Schulen zerstört. Nach dem letzteren Ereignis wurde beschlossen, den Flecken Brunsbüttel landeinwärts zu verlegen. Man erwarb daher 8 Morgen Land am neuen Friedhof, der in weiser Voraussicht bereits im Jahre 1654 angelegt worden war.
Der neue Ort wurde in zwei großen Schüben in den Jahren 1675 und 1679/80 besiedelt. Von 1674 bis 1677 hielt man die Gottesdienste aber noch in der alten Kirche ab. Die letzte Predigt in dieser datiert auf den 11. Mai 1677, obwohl schon am 26. April 1677 mit dem Abbruch des Gebäudes begonnen worden war. Am 13. Juni 1677 legte man den Grundstein zur neuen Kirche. Diese war bis zum Ende 1678 fertig gestellt und wurde am 16. November 1679 eingeweiht.
Erhebliche Probleme bereitete die Finanzierung der neuen Kirche, denn das Kirchspiel war wegen der vielen Sturmfluten verarmt. Man warb um freiwillige Spenden, erzielte damit jedoch nur bescheidene Erfolge. Deshalb sah sich das Kirchspielkollegium unter Leitung des Kirchspielvogts Nicolaus Vieth gezwungen, den Bürgern eine Zwangsabgabe aufzuerlegen. Insgesamt konnten so 9220 Mark und 14 Schilling eingetrieben werden, der Beitrag des Viertels Ostermoor war 2293 Mark 10 Schilling.
Leider wurde die neue Kirche schon am 12. November 1719 während des Gottesdienstes vom Blitz getroffen und brannte bis auf die Außenmauern nieder. Der Wiederaufbau verzögerte sich wegen Geldmangels, und so konnte die neue, heute noch bestehende Kirche erst am 21. Mai 1724 eingeweiht werden.
Literatur
- Kleine-Weischede, K., 1986: Die Verlegung des alten Kirchspielortes Brunsbüttel und die Jahre danach.Brunsbütteler Spuren. Beiträge zur Heimatgeschichte I, Hrsg. Verein für Brunsbütteler Geschichte, S. 15 – 33.
- Kleine-Weischede, K., 1988: Die wechselvolle Geschichte Brunsbüttels im Verlauf von 700 Jahren. Brunsbütteler Spuren. Beiträge zur Heimatgeschichte II, Hrsg. Verein für Brunsbütteler Geschichte, S. 9 – 34.
Die Umlage von 1677 und die Ostermoorer Spender
Unten wird das Transkript des Dokuments präsentiert, in dem die Erhebung einer Umlage verfügt wurde. Im Anhang sind alle von der Umlage Betroffenen aus dem Viertel Ostermoor und die von ihnen eingeforderten bzw. gespendeten Summen aufgeführt (Quelle: LA Schleswig Abt. 102 Ksp. Brunsbüttel Nr. 8).
Im Namen des Högesten Sein Anno 1677 den 2 ten
Aprill der H. Kirchspielvoigt Nicolaÿ Vieth und
die Gevollmächtigten alß H. Peter Boÿe, Hans Johann,
Boÿe Moritz, Peters Dreeß, Lüetien Peter, Bar=
tell Peterßen, und Peters Micheel, nebenst dehnen
Kirchen Baumeisteren, alß Paul Paulsen, Clauß
Dethleft, Jacobs Hans, und Jacobs Hinrich, zu sahmen
gekommen, und wegen der hiesigen Kirche, weil
durch den Högsten verhengniß, dieselbe außer=
teiches gesetzet, und nunmehr nothwendig umbgebau=
wet werden muß, sich mit einander einmütigs
besprochen, wie und auf waß Arth, Eß damit anzu=
f _ hen und fortzusetzen, weil daßelbe aber ohne
gewiße Geeldt Schattzung nicht kan geschen, und die
darüber letzhin angestelte Versammlung, dass ein
jeder freÿwillig ein gewisses außzuschießen sich
möchte herauslassen, beÿ allen den gewünschten
effect nicht erreichet, als haben obbenahmte Personen
am heutigen Tage, gleich daß mehrentheil von den
Hoesternen dieses Kirchspiele sich freÿwillig zu ein Hundert
Marckl und etzliche ein mehrers, in dreÿ Terminen,
als den Ehesten, diesen Ostern, den andern ehest kommenden
Michaelis, und den dritten und lesten Termin auf Oster 1678
und zwar daß die Bezahlung von jedem, von sich und seine
Erben, auf allen Fall und Begebenheiten, von eines jeden
Haab und dehren gütheren, beÿ Verpfandung aller derselben,
soll und muß richtig bezahlet werden, wollen vollenkomen
und weistlich erwogen und beliebet, worüber dann,
umb die übrige dieses Kirchspiels angehörige welche
ordinarÿ zu die Kirchen steur, daß ihrige bißhero
gethan, nach ihrer gebühr gesetzet, auch völlig herbeÿ zu
bringen, die königl. HH Visitatoren Ihr Consens und
Befehl wollen einholen und ausbitten, gleich daßelbige
nach Viertheilen wer folglich hiernach ist einschrieben.
Marckl = Marck Lübsch
Zu der Liste der Spender
Mk = Mark lübsch
ß = Schilling
Jacobs Hans war einer der Baumeister, siehe Dokument oben.
Johan Boÿe ist einer der Ostermoorer Boien.