* 14.9.1670; † 29.11.1747 (Alter: 77 Jahre)
Wilcken Boye I und sein Bruder Johann d. J. (* 1666; † 1734) waren bereits Hofbesitzer, als sie laut Überlieferung im Jahre 1698 den Hof ihres Vaters von ihren Geschwistern kauften. Dieser befand sich in Ostermoor am Landweg in der Nähe des Koogswegs. Wilcken Boye war um 1700 der größte Landbesitzer in der Bauerschaft Ostermoor. Er verließ Ostermoor nach der Weihnachtsflut von 1717 oder nach der fast vollständigen Ausdeichung der Bauerschaft (1721) und siedelte sich spätestens im September 1723 in Westerbüttel an, wo er auch starb. In den Jahren 1712 bis 1715 war er im Vorstand der Armenkiste des Kirchspiels Brunsbüttel.
Wilcken I soll neun Kinder gehabt haben (KB-SR Edd 1747). Alle ehelichen Kinder wurden in Ostermoor geboren.
I ⚭ seit Januar (zwischen dem 1. und 12.) 1696 mit Anna („Antje“) Hinrichs (* 1705), Witwe des Ostermoorers Hinrich Hinrichs, welcher ein Sohn von Wilckens Schwester war. Daher war ein Dispens des Königs erforderlich, obwohl (offenbar) keine Blutsverwandtschaft vorlag. Der Dispens wurde am 10. September 1695 erteilt. Antje war wohl die Tochter eines „Tewes NN“, denn der zweite Sohn erhielt entsprechend der Tradition den Namen Tewes.
Kinder des Wilcken Boye I mit Anna
- Johann (* 19.10.1696; † 20.11.1729)
lebte in der Lehe,
⚭ 10.7.1722 mit Trincke Claßen (* 14.10.1702; † 9.4.1776), Tochter des Claus Peters, Landesgevollmächtigter in der Lehe. Die Witwe heiratete am 31. Januar 1732 den Landesgevollmächtigten Peter Boie auf der Josenburg, also den Cousin ihres ersten Mannes.
Kinder des Johann
- Wilcken (* 16.9.1723; † 11.4.1731)
- Lehncke (* 24.9.1725; † 29.11.1725)
- Claus (* 15.11.1726; † 19.3.1731)
- Johann (* 18.3.1729; † 6.4.1731)
- Tewes (* 1698/1701; † 26.4.1725)
⚭ mit NN (er soll laut Stammtafelfragment von 1898 verheiratet gewesen sein) - Telsche (* 1698/1701; † 2.7.1741)
⚭ nach dem 12. März 1719 mit Claus Reimers (* 1699; † 30.12.1771), Hausmann in Ostermoor (siehe auch BHS, 236)
Kind der Telsche
- Antje (* 31.5.1723; † ?)
- Claus (〰 3.3.1702; † 5.4.1737)
lebte in Behmhusen („Claus Boye im Westen“)
⚭ 23.5.1727 mit Margaretha Boyen (* 24.3.1699; † 20.1.1771),Tochter des Carstens Peters Boye (〰 28.6.1669; † 6.2.1736) und der Lencke Carsten (geboren im Kirchspiel Brunsbüttel, † 2.1.1733) in Westerbüttel. Die Witwe heiratete am 9. Mai 1741 Jacob Siemsen aus Behmhusen, den Sohn des Peter Siemsen, dem Schwiegervater des Boie Boie (Kind #6)
Kinder des Claus
- Wilcken (* 9.2.1728; † 7.5.1728)
- Boje (* 12.7.1729 † 25.4.1784)
⚭ 8.5.1772 mit Margarethe Rafen (* 27.2.1749; † nach 1808), Tochter des Hausmanns Hans Rafen und der Lencke Süelen aus Dingen. Boje Boje lebte in Behmhusen, bei seinem Tode lebten bis auf eine (Margretha) von fünf Töchtern noch vier (Magretha, Malena, Antje, Catharina). Die Witwe heirate am 7. Oktober 1784 Karsten Paulsen (* 1765; † 22.9.1796), Hausmann in Behmhusen, Sohn des Hausmanns Paul Paulsen und der Magdalena Lau. Im Jahre 1800 versteuerte die nunmehrige Margarethe Paulsen 48 Morgen Land (Hofgeschichte Claus Paulsen in Gerths). - Antje (〰 21.6.1730; † 19.11.1788)
I ⚭ mit Peter Sühlsen in Dingen (zwei früh verstorbene Kinder)
II ⚭ 1.8.1764 mit dem Witwer ihrer Schwester Carsten Paulsen (* 14.7.1736; † 19.11.1807), Hausmann in Behmhusen, Sohn des Kirchspielgevollmächtigten Micheel Paulsen in Behmhusen, keine Kinder - Malene (* 27.8.1731; † 14.12.1731)
- Malen (* 31.5.1733; † 17.12.1733)
- Wilcken (* 15.6.1734; † 7.9.1734)
- Margaretha (* 24.11.1735; † 13.5.1763)
⚭ 18.5.1762 mit Carsten Paulsen (* 14.7.1736; † 19.11.1807), Hausmann in Behmhusen, Sohn des Kirchspielgevollmächtigten Micheel Paulsen in Behmhusen, keine Kinder
- Ties (* 11.7.1703, † 13.11.1747)
lebte in Westerbüttel
⚭ 19.5.1730 mit Antje Boien (* 14.11.1703; † 3.4.1740), Tochter des Carstens Peters Boye (〰 28.6.1669; † 6.2.1736) und der Lencke Carsten (geboren im Kirchspiel Brunsbüttel, † 2.1.1733) in Westerbüttel. Er „diente dem hiesigen Kirchspiel [Eddelak] als Baumeister, Deichgraf und Bauerschaftsgevollmächtigter“.
Kinder des Ties
- Antje (* 11.8.1730; † ?)
- Malen (* 30.10.1732; † 12.1783)
I ⚭ 21.7.1750 mit dem Hausmann und Gastgeber Conrad Johannsen (* 6.9.1723; † 11.1.1787) in Westerbüttel, Sohn des Johans Johan (=Johann Johannsen) und der Trincke von Bergen in Westerbüttel, acht Kinder, davon überlebten drei (Trinke, Margareth, Johann) den Vater. - Wilcken (* 12.2.1734; † 12.4.1784), in Westerbüttel
I ⚭ 1759 mit Anna Lau (* 16.2.1739; † 5.11.1775) aus Behmhusen, Tochter des Peter Lau und der Dorthe Grube (acht Kinder, ihn überlebend Dorthe, Antje, Malehn)
II ⚭ 1778 mit Cathrin Margareth Engel aus St. Michaelisdonn (Tochter Catharina ; † 9.6.1791 war „mit einer heftigen Epilepsie behaftet“) - Antje (* 17.11.1735; † 6.5.1763)
⚭ 9.4.1754 mit Peter Severin (* 14.4.1727; † 1.2.1771) in Belmermoor verstorben, Sohn des Peter Severin in Westerbüttel, ein Sohn und vier Töchter, von denen zwei Töchter (Höbcke, Antje) Mutter und Vater überlebten. Antje und Peter waren „im 3ten Grade consanguinitas linea aequalis“ miteinander verwandt, Grund unklar. - Margarethe (* 24.9.1737; † 24.1.1770)
⚭ 30.11.1762 mit Peter Lau (* 6.10.1742; † 30.6.1811), Hausmann in Behmhusen, Sohn des Peter Lau und der Dorothea Stüfen. Margarethe starb im Wochenbett und hinterließ drei Söhne. - Boie (* 2.4.1739; † 16.7.1746)
- Johann (* 3.4.1740; † vor dem 12.4.1740)
Als Ties Boie starb, lebten noch drei Töchter und ein Sohn, die nun Vollwaisen waren.
II ⚭ 1707 (vor dem 20.3.) mit Becke Vollstede (* 6.5.1685; † 25.12.1719), Tochter des Claus Vollstede ( [] 28.5.1721) und der Lehncke Nagel aus Büttel (das im KB Eddelak genannte Todesjahr 1718 ist definitiv falsch).
Kinder des Wilcken Boye I mit Becke
- Boie (* 20.5.1707; † 5.12.1740)
starb in Auenbüttel
⚭ 1.7.1740 mit Dorothea Margaretha Siemsen (* 11.12.1719; † April 1744), Tochter des Peter Siemsen (* 22.12.1690; † 20.12.1723) und der Elsabel Dorothea Paulßen (* 6.5.1693; † 10.3.1769) aus Behmhusen. Die Witwe heiratete am 28. November 1741 Peter Brandhorst aus Auenbüttel.
uneheliche Kinder des Boie mit Gretje Schlange (* 27.10.1704; ; † ?), Tochter des Dragoners Daniel Schlange († 1723) und dessen Ehefrau Gretje, geboren im Kirchspiel Brokdorf)
- Clas Boysen (〰 17.10.1730; † ?)
geboren im Kirchspiel Wewelsfleth - Becke Boien (* 1732; † 27.7.1779)
lebte 1756 in Westerbüttel
⚭ 10.10.1759 in Eddelak mit dem Wittwer Johann Stüfen (* 5.1.1727; † 5.6.1796) aus Ostermoor, zwei früh verstorbene Kinder
uneheliches Kind des Boie mit Antje Martens Tochter des Peter Martens und (wahrscheinlich) der Telsche Martens in Ostermoor. Antje dürfte schon um die 40 gewesen sein, als sie Mutter wurde.
- Becke (* 13.2.1736; † ?)Im Brücheregister von 1735 heißt es:
„Antje Martens vom Östermohr ist von Boje Bojen Wilcken Bojen Sohn in Westerbüttel geschwängert worden“
Nach dem Kirchenbuch von Eddelak
„hat Boie Boie [1736] wegen begangener Hurerey mit Antje Martens aufm Östermohr vorm hohen Altar öffentlich Kirchenbuße gethan“
uneheliches Kind des Boie mit Dorothea Margaretha Siemsen
- Karsten (12.1.1741-)
- Paul (* 2.1.1709; † ?)
benannt nach dem ältesten Bruder der Mutter und deren Großvater - Wilcken II (* 27.7.1711; † 30.5.1793)
Das ist mein Vorfahr – mehr über ihn →hier
Kinder des Wilcken Boye I mit NN
- NN (* zwischen Januar und April 1705; † ?)
geboren während der Ehe mit Anna Hinrichs
Die Geburt konnte ich allerdings bisher nicht nachweisen, möglicherweise handelt es sich um den späteren Spielmann Wilcken Boye, der um 1735 in Brunsbüttel in Erscheinung trat).Eintrag in das Amtsregister von 1705 mit Bezug auf ein Ereignis in 1704:„Wilcken Boye aufn Östermohr hat ein frembdes Frauen Mensch im verwichenen Sommer eine Zeitlang bey sich gehabt, welche um Allerh: beym Priester gewesen seyn und angegeben haben soll, daß ihr Wirth sie geschwängert, und obwohl fort darauf solches Mensch 2 Tage durch des Kirchspielvogts Diener gehuset worden, so hat derselbe sie danach nicht finden können, sondern soll nunhero weg seyn.“
Zusatzbemerkung von 1705:
„stehet aus bis weiter weile die Frauen Persohn nicht im Lande auch noch nicht wieder gekommen seyn soll.“
Die ersten der von mir ermittelten Söhne hießen also Johann, Tewes, Claus, Ties und Boie – und der von mir zuvor mit Hilfe des Ackerschatzregisters und weiteren Indizien identifizierte Urgroßvater hieß Ties Johans Claus Boye. Dazu dann noch ein Wilcken – wie der Vater Wilcken I und auch mutmaßliche Bruder von Ties Johans Claus, der um 1575 lebte. Es sind also alle männlichen Leitnamen der Boyen in einer einzigen Familie versammelt! Der Überlieferung zufolge soll Wilcken Boye I mit seiner ersten Frau vier verheiratete Söhne und zwei Töchter, eine davon verheiratet, gehabt haben. In meiner Liste fehlt also nur noch eine unverheiratete Tochter aus erster Ehe und die Ehefrau von Tewes. Die gesuchte Tochter könnte früh verstorben sein, wahrscheinlich war sie nach der Großmutter mütterlicherseits benannt.
Eintrag im Amtsregister von 1724
„Wilcken Boyen Haus und Hoff auf Östermohr ist bekanntermaßen ausgeteichet und hat derselbe sich itzo wieder im Kirchspiel Eddelak gesetzet, daher sich dieser Brüche von ihm noch nicht erhalten können, doch soll derselbe vigiliret werden, umb dafür die Bezahlung zu erlangen“
Hof
Dem Umschreibungsprotokoll von 1699 zufolge (LAS 102 Süderdithm. X 163) besaß Wilcken Boye I damals 34.13.15.15 M.S.R.F, wovon 19.4.7.15¾ M.S.R.F von Hinrichs Johanns Hinrichs stammten. Hierzu addierten sich 10.8 S.R von Tieß Tießen und schließlich noch die 14.14 M.S, welche er aus dem Nachlass seines Vaters erworben hatte. Da die Ehefrau von Wilcken der Überlieferung nach die Witwe eines „Hinrich Hinrichs“ war, könnten die 19.4 M.S in Zusammenhang mit dieser Verbindung stehen. Noch 1735 trat eine „Hinrichs Johanns Hinrichs Witwe Antje“ (* 1689; † 23.6.1762), welche damals in Westerbelmhusen lebte, als Gevatter bei der Taufe des Sohns von Wilcken, dem Sohn des Johann Boye d. J., auf.
Im Jahre 1727 wurden einige Morgen als „verlorenes Land“ aus dem Ackerschatzregister genommen. Ich vermute, dass diese Flächen zwischen Oster- und Westertweute direkt an der Elbe lagen. 1743 besaß Wilcken Boye aus Westerbüttel 30.11 M.S ausgedeichtes Land im Kirchspiel Brunsbüttel, 3.5 M.S ausgedeichtes Land im Kirchspiel Eddelak und 3.5 M.S Püttenland im Kirchspiel Eddelak (LAS AR 1743).
Zeit
1684 und 1685 wurden die Elbdeiche vor Ostermoor schwer beschädigt. Infolgedessen war man gezwungen, einen erheblichen Teil der Bauerschaft auszudeichen und einen neuen Deich zu errichten (siehe unten). 1712 wütete die Beulenpest in Ostermoor (SB 30). Als nun schon alter Mann (das war man damals mit knapp 50 Jahren!) gab Wilcken Boye I seinen Ostermoorer Wohnsitz auf und siedelte nach Westerbüttel um, als nach den Sturmfluten von 1717 bis 1721 (Weihnachtsflut 1717, Eisflut 1718, Neujahrsflut 1720/21) fast die gesamte Bauerschaft Ostermoor ihren schützenden Elbdeich verloren hatte und die Flut ungehindert durch die zahlreichen Spranten von der Elbe und der Braake (= das aufgerissene Eddelaker Fleet) aus in das Land eindringen konnte. Wilcken Boye I lebte während des Nordischen Krieges (1700 bis 1721). |