* zirka 1600; † 1668/1669 (Alter: zirka 68 Jahre)
Der Überlieferung nach ist er „auf dem Östermoor“ geboren, seit 1625 ist er als Landbesitzer im Ackerschatzregister eingetragen. Der Hof von Boyen Claus Boye lag nachweislich im äußersten Osten der Bauerschaft. Boyen Claus Boye war der erste seiner Familie mit fest stehendem Familiennamen (Boye). Wie sein Eintrag in den Ackerschatzregistern erkennen lässt, hatte er das Patronym aber noch nicht gänzlich aufgegeben.
⚭ mit Cillje († 1673/74), Vatersname unbekannt, der Überlieferung nach aus Ostermoor stammend. Ihr Vater könnte Hans Wilckens Johan gewesen sein.
Kinder des Boyen Claus Boye
- Boyen Cillye († 1669/70) (noch unklar)
- Johann (* zirka 1628; † 1697/1698)
mein Vorfahr, mehr über ihn →hier
Boyen Claus Boye beteiligte sich intensiv am Dorfleben, wie ihre zahlreichen Einträge in das Brücheregister erkennen lassen. Insbesondere zu der schon oben erwähnten Familie von Sahrs Jacob pflegte man wenig freundschaftliche Beziehungen. Im Brücheregister von 1633 heißt es nämlich: „Boyen Clauß Boye heft Sahrs Jacobs Johan Schaden thogefüget“ (der Bruder des oben erwähnten Marten wurde vielleicht von Claus verprügelt – dann ziemlich heftig, denn die Strafe betrug immerhin 8 Thaler).
1636 war schließlich der dritte Bruder dran: „Boien Claus Boie hat Sahrß Jacobs Jacob einen anfall gethan, vnndt ihn mit einem tuffell geschlagen.“ Der tuffell war wohl ein Holzschuh. Obwohl das letztere Vergehen „non probatum“, also nicht bewiesen, war, musste Claus 1 Thaler an die Brüchekasse zahlen.
1637 gab es wieder Ärger mit dem Sahrs Jacob-Clan, diesmal mit dem Patriarchen höchstpersönlich: „Sahrß Jacob cont: Boien Clauß Boien, vmb die Hofstete vnndt daß Landt“, an die Brüchekasse waren diesmal 6¼ Thaler zu entrichten. Übrigens wohnte Sahrs Jacobs Johan 1640 „bei dem Holstengraben“, also nicht allzu weit entfernt von Boyen Claus Boye
Weitere Einträge:
1632: „Sahrs Jacobß Marten // Boyen Clauß Boyen Cillien wegen thogefügter Iniurien.“
Hof
Boyen Claus Boye führte offenbar nicht den Hof seines Vaters fort, sondern siedelte sich im Osten der Bauerschaft an. Der Haupteil seines Hofes stammte offenbar von Hars Hans Wilken, dessen Landbesitz im Jahre 1636 einen Hof von 9.10 M.S und 0.13 M.S „Noch Neuß zuegemacht Landt“ (wohl bis auf den Mineralboden abgetorftes Land) umfasste. Gleichzeitig verschwanden mehrere kleine Landstellen, die in den Ackerschatzregistern vor 1637 um den Hof von Hars Hans Wilken herum eingetragen waren und sich somit wohl auch wirklich in dessen Nähe befanden.
Ab 1637 bewirtschaftete Boyen Claus Boye zunächst 14.4 M.S, ab 1650 dann 18.8 M.S. Diese Erweiterung des Hofs wurde vielleicht vom Erbe finanziert, denn bis 1649 wurde noch ein kleines Stück Land, wahrscheinlich eine Hofstelle, unter dem Namen des Vaters Ties Johan Claus Boie geführt. Dieses könnte Boyen Claus Boye verkauft haben und dafür ein paar Morgen Land erworben haben. Am Ackerschatzregister von 1672 wird Boyen Claus Boye mit 17.11 M.S geführt. Boyen Claus Boye war seit mindestens 1625 Eigentümer von zwei Parzellen im Außendeich mit einer Gesamtfläche von 1.11 M.S – damals gab es vor dem Ostermoorer Elbdeich also noch brauchbares und daher ackerschatzpflichtiges Land.
Der Hof von Hars Hans Wilcken findet sich bereits 1561 im Ackerschatzregister. Offenbar wurde der Eintrag also weit über den Tod des ursprünglichen Besitzers hinaus beibehalten, was meines Erachtens durchaus nicht unüblich war. Um 1605 könnte ein Hans Wilckens Johann der Eigentümer gewesen sein. Dieser könnte später (um 1625) der Schwiegervater von Boyen Claus Boye geworden sein, der dann 1637 Eigentümer des Hofes wurde. Das würde auch erklären, weshalb dieser einen Sohn Johann nannte. Wenn diese – zugegebenermaßen gewagte – Hypothese zutrifft, wäre die Ehefrau des Boyen Claus Boye, Cillje, die Tochter des Hans Wilckens Johann.
Aus dem Brücheregister von 1651
„Boyen Claus Boye, contra die geuollmechtigten Eddellakischen Kirspiels, vmb den ihme von den schwedischen an seinen gebewde zugefüegten schaeden zu erstatten, die Klage zu 50 mk ist nicht ausgeführet ddit 1 Thr 2 ß“
Ich vermute, dass sich diese offenbar nicht zur Verhandlung gekommene Klage auf Ereignisse am Ende des 30-jährigen Krieges bezieht. Vom 30. Januar bis zum 9. Oktober 1648 hielten sich an „schwedischen Kriegsvölkern“ eine Kompanie Reiter vom Müllerschen Regiment sowie ein Rittmeister mit einigen wenigen Soldaten vom Hammersteinischen Regiment (Bolten IV, S.278) in Süderdithmarschen auf und verursachten große Kosten. Wieso ausgerechnet Eddelaker Gevollmächtigte beklagt wurden, weiß ich nicht.
Zeit
Boyen Claus Boye erlebte den gesamten 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648). In Ostermoor existierte am Ausgang des Holstengrabens, also nicht allzu weit entfernt vom Hof, eine kleine Schanze. 1627 kam General Wallenstein nach Brunsbüttel, das am 19. März 1644 von dem schwedischen Oberst Lohusen mit 50 Reitern geplündert wurde. Der Anwesenheit von Soldaten ist es wohl zu verdanken, dass in Ostermoor ein „leichtfertig Haus“ (siehe Brücheregister von 1640) betrieben wurde. 1651 gab es wegen einer Missernte im Kirchspiel eine große Hungersnot, 1660 verursachte der „fressende Wurm“ eine Missernte. |