Aus der Brunsbüttelkooger Zeitung vom 30. Oktober 1965
Mit Liebe zur Natur geschaffen
Neun Jahre Schulwald Ostermoor
Sehenswerte Schulwaldausstellung – auch die Vogeltränke fehlt nicht im Wald
Ostermoor. „Da können Sie machen, was Sie wollen, Sie bekommen hier keinen Baum hoch“, prophezeite Nachbar Bauer Feil vor sieben Jahren Schulleiter Philipp, nachdem von 200 Baumpflanzen im zwei Jahre zuvor begonnenen Schulwald nur eine Lärche angewachsen war. In diesem Sommer hatte Philipp wieder eine Begegnung mit Nachbar Feil. Er saß auf einer Bank, umgeben von 650 Bäumen des 2200 qm großen Schulwaldes, und Nachbar Vollmert saß auch dabei. Nachbar Feil zum Schulleiter: „Ich bin wirklich erstaunt über das, was sich hier in den letzten Jahren entwickelte; wie wäre es denn, wenn nun diese schöne Anlage entlang des ganzen Schulweges bis zur Straße erweitert würde?“
Diese Worte sind wohl die schönste Anerkennung für alle fleißigen Helfer, die Jahr für Jahr an den Schulwald glaubten, ihn hegten und schließlich zu dem werden ließen, was er heute ist: ein kleines Waldidyll mit Freiplatz. Bänken, bekiesten Spazierwegen und Ziersträuchern inmitten flacher Marschlandschaft. Sogar die Vogeltränke fehlt nicht: Wie könnte es anders sein, genauso wie das hohe Eingangstor und die Bänke wurde sie von der Schule gebaut.
Mit zuversichtlichem und berechtigtem Mut nimmt die Schule Ostermoor – sie liegt nebst ihrem Schulwald übrigens auf Brunsbüttelkooger Stadtgebiet – als Vertreter des Kreises Süderdithmarschen am Landeswettbewerb teil. Im vorigen Jahr war sie Kreissieger im Schulwaldwettbewerb geworden. Die Besichtigungskommission, darunter Vertreter des Kultusministeriums und der Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Gundelach, hat sich für Donnerstag, den 4. November, in der Schule angesagt. Für diesen Tag ist in wochenlangem Fleiß eine Schulwaldausstellung vorbereitet worden, die bereits heute und auch am morgigen Sonntag, wie berichtet, von der Öffentlichkeit besichtigt werden kann.
Wir hatten Gelegenheit, es schon vor einigen Tagen zu tun. Nicht nur aus dem Schulwald mit seinen Erlen, Sand- und Moorbirken, Lärchen, Fichten, Ebereschen, Pappeln, Kiefern, Weiden, Ahorn, Kastanien und Robinien spricht das bewußte Hinführen der Schuljugend zur Natur, sondern auch aus den einzelnen Abteilungen der Ausstellung. Erst durch diese Ausstellung erfährt die forstliche Pflanzleistung ihre pädagogische Auswertung, die sich nun optisch auf den langen Tischen und an den Wänden des Werkraumes, in der Klasse der Unterstufe und auch in der Eingangshalle in einer gefächerten Vielfalt dem Besucher darbietet.
Eine Fülle von Arbeit, von Liebe und Sorgfalt zur Sache spricht aus den Jahr für Jahr erweiterten Arbeitsmappen der Schüler mit den verschiedensten Themen. Da werden die Vogelwelt und das Niederwild des Waldes angesprochen und auf vielen von Jäger und Förster, vom Hegen und Pflegen des Wildes erzählt. Wir wandern weiter durch die Ausstellung und lassen uns von dem lebenden Werkstoff Holz beeindrucken und können die Sammlungen „Wald und Pflanzen“ und „Wald und Pilze“ betrachten. Der Wald, um den es hier immer wieder geht, wird auch mit Sprache, Dichtung und Lied konfrontiert.
Es ist kaum glaublich, was eine ländliche zweiklassige Schule vermag, wenn Lehrkräfte und Schüler gemeinsam vom Idealismus zur Sache erfüllt sind, wobei es zuvor galt, in den Kindern diese Aufgeschlossenheit zur lebenden Natur – und auch die Pflanze ist ja ein Lebewesen dieser Welt – zu wecken.
Mit flinker Begeisterung legen da und dort Schülerinnen und Schüler „letzte Hand“ an das Gemeinschaftswerk der Ausstellung, in dem als Anschauungsmaterial für den Biologieunterricht auch nicht die Vogelnester fehlen. (Uwe Feddersen sei gesagt, daß das Fotografieren der Nester gelang; aus Platzgründen können wir das Bild leider nicht veröffentlichen. Aber das deuteten wir ja bereits an.) Ein Prunkstück der Ausstellung ist die große Weltkarte mit ihren auf die Herkunftsgebiete weisenden 40 (!) Holzarten. Es läßt sich nur ahnen, wie viel Zeit im Werkunterricht aufgewendet werden mußte, um allein diese Großtafel zu gestalten. Was wäre aber ein deutscher Wald ohne das deutsche Märchen. Daher sind Märchenmotive zu sehen, die allein eine schier unendliche Arbeit erforderten. Die Ausstellung gewährt auch einen Ausflug in die Holz- und Baustoffkunde und zeigt auf Tafeln das Wirken der Holzschädlinge.
Auch die 36 Kinder der Unterstufe der Schule Ostermoor fehlen natürlich nicht mit ihren Arbeiten in der Ausstellung. Ihre Lehrerin, Fräulein Helga Jeske, ließ ihre Schützlinge sich intensiv mit Tieren und Pflanzen des Waldes befassen. In diesem Rahmen entstanden sogar Arbeitsmaterial für den Rechenunterricht und wunderschöne Klebearbeiten, hergestellt aus Blättern! Man ist immer wieder überrascht, was alles mit Phantasie und Freude am Tun von den Kleinen zum Gelingen der Schulwaldausstellung beigetragen werden konnte.
Die kunstgewerbliche Seite der Ausstellung demonstriert sich bereits in der Eingangshalle mit Ritztechnik in Gipsplattten. Daß die Platten im Werkunterricht gegossen worden sind, versteht sich nach all dem Gesehenen fast schon von selbst.
„Das Zustandekommen der Ausstellung ist in großzügiger Weise von Tischlermeister Wolter unterstützt worden“, sagt uns noch Schulleiter Phillipp, als wir uns mit belichtetem Film und vielen Notizen von ihm verabschiedeten. Wolter habe, so hörten wir, in großem Umfange die benötigten Holzarten gestiftet.
(Verfasser unbekannt)