* 2.8.1711 † 30.5.1793 (Alter: 81 Jahre)
Wilcken Boye II wurde zwar auf dem väterlichen Hof in Ostermoor geboren, musste die Bauerschaft aber aufgrund der Sturmflutserie von 1717 bis 1720/21 verlassen und lebte fortan in Westerbüttel, wo er auch starb. Es gibt jedoch Hinweise, dass er zeitweise im Neuenkoog wohnte. Wilcken Boye II war der einzige von mindestens sieben Söhnen, der seinen Vater Wilcken I überlebte.
⚭ seit 6. Juni 1741 mit Cathrin („Trinke“) Lau (9.9.1725 – 7.1.1780), Tochter des Hans Lau (5.5.1696 – 22.4.1752) und der Trinke Petersen aus Behmhusen.
Kinder des Wilcken Boye II
- Johann (1.2.1744 – ?)
- Hans (20.11.1745 – 17.7.1808)
⚭ am 6. Oktober 1767 mit Magdalena („Malene“) Hinrichs (22.3.1748 – 30.4.1820) aus der Lehe, Tochter des Hausmanns Claus Hinrichs und der Margaretha Wolter. Hans übernahm den väterlichen Hof in Westerbüttel, war um 1785 p.t. Deichgraf. Er warb um seine Braut mit einem Vortrag vor deren Vater und galt als ein „altgäubiger, dem Rationalismus abgeneigter Christ“ (BHS 376).
Kinder des Hans
- Catharina (7.10.1768 – 8.2.1832)
⚭ am 21. Dezember 1787 mit dem Tischler- und Zimmermeister Jürgen Johannsen (1.4.1756 – 27.11.1821) in Eddelak, von 3 Kindern (1 Tochter, 2 Söhne) überlebt. - Claus (18.5.1770 – 2.11.1836), lebte bei seiner Mutter, war nach deren Tod „Kostgänger bei seinem Schwager Claus Hueß“, unverheiratet.
- Margrethe (22.7.1772 – 16.9.1772)
- Wilken (12.7.1773 – 13.4.1784)
- Margaretha (11.8.1775 – 26.1.1846)
I ⚭ am 13. April 1798 mit Johann Ellerbrock (9.2.1774 – 26.10.1802), Sohn des Hausmanns Hans Ellerbrock und der Maria Elisabeth Winter in der Lehe;II ⚭ mit Claus Ohlhues (17.5.1763 – 27.10.1813), Sohn des Johann Ohlhues und der Maria Catharina Knicken,III ⚭ mit dem Landesgevollmächtigten Micheel Paulsen (18.5.1792 – 5.12.1863), Sohn des Karsten Paulsen und der Dorothea Dührsen in Behmhusen. Alle Ehemänner waren Krugwirt und Gewürzhändler in Eddelak, Micheel Paulsen später Hofbesitzer in Behmhusen.
- Johann (22.7.1777 – 29.3.1792)
- Peter (28.7.1779 – 20.11.1812)
⚭ am 1. Juli 1797 mit Catharina Peters (15.11.1781 – 10.1.1830), keine Kinder, lebte zuerst im Neuen Koog, dann in Westerbüttel, wo er 1801 den Hof von Johann Süelsen kaufte. - Anna (18.2.1782 – ?)
I ⚭ am 26. März 1802 mit dem Witwer Johann Westphalen (23.10.1773 – 25.3.1811), Sohn des Hausmanns Hinrich Westphalen und der Catharina Reimers aus Brokdorf in Ostermoor, Schullehrer in Westerbüttel, zwei Söhne von denen einer (Hans Jacob) in die USA auswanderte;
II ⚭ am 5.April 1812 mit dem Müller Claus Hueß (1772 – 6.10.1842) in Eddelak, Sohn des Franz Hueß auf dem Kämmererfelde und der Stine Malen Jacobsen aus Rösthusen, vier Kinder. - Tilsche (18.2.1782 – 22.6.1782)
- Hans (25.3.1784 – ?)
I ⚭ mit Magdalena Wacker, zwei Kinder
II ⚭ am 26. Oktober 1823 mit Höbcke Suhrwien, Tochter des Johann Suhrwien und der Friederike Wagner von Friedrichshof, zwei Kinder.
Hans lebte in Eddelak. - Wilken (15.8.1786 – 13.3.1833)
⚭ mit der Witwe seines Bruders Peter Catharina Boie, geborene Peters (15.11.1781 – 10.1.1830), „ein angesehener und beliebter, sehr kirchlicher und frommer Hausmann“, drei Kinder.
Von Wilken Boie ist ein Gedicht überliefert - Tilsche (5.1.1789 – 19.1.1855)
⚭ am 18. Juni 1813 mit dem Landesgevollmächtigten Hans Peters (* 24.5.1854), Sohn des Johann Peters und der Antje Hanßen, Hausmann in Diekhusen, hinterließ vier Kinder.
Bei der Volkszählung 1803 lebten diese Kinder auf dem Hof von Hans Boie: Claus, Hans, Wilken, Telsche.
- Wilcken III (6.4.1748 – 22.5.1834)
mein Vorfahr – mehr über ihn →hier - Peter (5.8.1752 – 18.5.1814)
⚭ am 21. Juli 1780 mit Telsche Ellerbrock (27.2.1764 – ?), Tochter des Hausmanns Hans Ellerbrock und der Anna Beata Schomacker (verwitwete Paulsen) in der Lehe. Peter war bei seinem Tode Besitzer des väterlichen Hofs in Westerbüttel und des schwiegerväterlichen Hofs in der Lehe. Er war Kirchspiel- und Bauerschaftgevollmächtigter.
Kinder des Peter
- Trinke (26.8.1785 – 28.10.1788)
- Hans (30.7.1788 5 – 21.3.1828)
übernahm den elterlichen Hof in der Lehe und vererbte diesen an seinen Onkel Wilcken Boie III, der ihn alsbald an seinen noch minderjährigen Enkel Peter Boie verkaufte. Hans soll von normaler Intelligenz gewesen sein, wirkte aber durch seine kaum verständliche Sprache und seine „Albernheit“ merkwürdig
- Telsche (24.12.1757 – 2.4.1816)
⚭ am 6. Oktober 1775 mit Boie Ackermann (6.10.1755 – 22.2.1820), Hausmann in Nordorf, starb im Neuenkoogshafen, Sohn des Hausmanns Harm Ackermann und der Antje Fick aus Westerbüttel.
Kind des Telsche
- Antje (28.3.1777 – ?)
⚭ mit Hans Jacob Thomsen
- Johann (6.10.1759 – 24.10.1759)
Brücheregister 1760
„Vermöge eines von H. Kirchspielvoigt Dührsen auf Befehl gehaltenen summarischen Verhörs hat Wilcken Boje der jüngere in Westerbüttel Kirchspiels Eddelak, seinen Reuter Thomas Thomsen geschlagen, und nach der davon abseiten des H. Lieutenants geschehenen Anzeige hat er ihn abscheulich im Gesicht gekratzet, und die Haare ausgerupfet. 1 mk Strafe“
Hof
Die Ostermoorer Ländereien der Boien waren 1721 ausgedeicht worden, wurden aber so gut wie es ging weiter bewirtschaftet. Man könnte annehmen, dass im Außendeichland Rinder und Schafe weideten und Heu gemacht wurde. Jedoch findet sich in der Kirchspielchronik von St. Margarethen (CSM 317ff) eine Passage, die beweist, dass 1751 im Außendeich auch Korn angebaut wurde. Nach der Wiedereindeichung, Stichtag 27. April 1764, umfasste der Besitz von Wilcken Boye II im Neuen Kooge 20.4.16.3⅝ M.S.R.F (LAS 102 Ksp. Brunsbüttel 327), am 31. Oktober 1764 etwas mehr, nämlich 22.7 M.S.
Am 26. Dezember 1766 kaufte er der Überlieferung nach einen Hof von Peter Suhr „reichlich 16 M groß, für 7084,80 Mark“, in Westerbüttel gelegen.
Zeit
1712 also mitten im Nordischen Krieg (1700 – 1721), wütete die Beulenpest in Ostermoor. Wilcken Boye erlebte als Kind die verherenden Sturmfluten von 1717 (Weihnachtsflut), 1718 (Eisflut) und 1720/21 (Neujahrsflut). Da der Elbdeich nicht wiederhergestellt werden konnte, mussten ca. 1000 ha Land, darunter die Höfe von Wilcken Boye I und seinem Bruder Johann Boye d. J., ausgedeicht werden.Die Weihnachtsflut von 1717 forderte insgesamt 11.150 Menschenleben an den niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküsten, davon 173 im Kirchspiel Brunsbüttel Einige Begebenheiten in der damaligen Zeit (CUL 23ff)
Nach einer längeren ruhigen Periode traten wieder gefährliche Sturmfluten auf. Erwähnenswert sind insbesondere die Sturmfluten vom 12.2.1747 und am 11.9.1751, aber auch am 7.10.1756 lief das Wasser hoch auf. Erst 1762 wurde die Ostermoorer Feldmark wieder eingedeicht. 1740 waren die Kornpreise aufgrund des harten Winters 1739/40 so hoch, dass sich die Menschen gezwungen sahen, erstmals die zuvor nur als Viehfutter genutzten Kartoffeln zu essen (EH 25). |